Ein Praxistipp von Verbandslehrwart Werner Gessner

Einfache Schritte für verbessertes Bahnenspiel

Jeder Bowler*in möchte seine Entscheidungsfindung auf der Bahn verbessern. Vom Anfänger, der gerade etwas über Ölmuster lernt, bis hin zum Profi, der auf der Suche nach der besten Spiellinie ist.

 

Ich erkläre meinen Teilnehmern immer, dass Bahnenölungen und Balltechnologie komplizierte Themen sind, die für Bowler*innen manchmal sehr entmutigend sein können. Aus diesem Grund werde ich ein paar „einfache Dinge" vorstellen, die ihr Spiel auf der Bahn möglichst sofort verbessern.

Denken Sie daran, dass einfach nicht unbedingt leicht bedeutet.

Vielleicht erfordert das Ganze auch eine neue Herangehensweise an ihr Training, um einige dieser Ideen zu integrieren. Dabei ist es nicht wichtig, dass Sie die Physik der Kerndynamik eines Balls oder die Viskosität eines bestimmten Bahnenöls verstehen müssen, um zu einer Entscheidungsfindung auf der Bahn zu kommen.

Aus diesem Grund möchte ich ihnen aus meiner Praxisarbeit, die wichtigsten Schritte zur besseren Beherrschung Ihres Spiels vorstellen:

Fragen:

  • Kennen Sie eigentlich ihr Spiel?
  • Kennen Sie wirklich ihre Ausrüstung?
  • Überprüfen Sie ihre Sichtweite.
  • Vertrauen Sie auf ihr Gefühl.
  • Erreichen Sie eine positive Einstellung.

Lassen Sie uns zunächst einen kurzen Blick auf diese Punkte werfen, um zu erkennen, welche Schwachpunkte es sein könnten. Praxisanalyse – am besten mit Video - und Besprechung sind wichtig, um eine individuelle Vorgehensweise zu entwickeln. Mit diesem Wissen bewaffnet, kann man einen neuen Ansatz für bessere Entscheidungsfindungen beim Spiel auf der Bahn verfolgen.

Kennen Sie eigentlich ihr Spiel?

Das Spiel eines Bowlers hat Stärken aber auch Grenzen, dies gilt sogar für professionelle Bowler*innen. Diese haben zwar eine größere „Trickkiste“ als die meisten Amateure, aber es kommt bei weitem auch da nicht zum Perfektionismus.

Der Unterschied zum Spitzenbowler*in ist, dass er /sie weiss, wie man die Stärken ausspielen kann und wann man seine erweiterten Fähigkeiten einsetzt. Wir, die Trainer und Sie, müssen also ihr Spiel kennen, um individuelle Herangehensweisen zu finden.

Geschicklichkeit und technisches Training sind dazu da, seine bestehenden Fähigkeiten zu erweitern. In einem Monat könnte man zum Beispiel eine neue Handposition gemeistert haben, aber im Moment ist sie nicht ausgereift – man muss dem „Neuen“ Zeit geben, vieles geht eben über „Versuch und Irrtum“.

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Oft frage ich meine Schüler: Welche der wichtigsten Einstellungen und Anpassungen sie am liebsten vornehmen:

  • Winkel/Linie
  • Handstellung
  • Balltempo
  • Loft

Wenn ich diese Frage stelle, bekomme ich oft die Antwort: „Was eben zum Strike führt“.

Obwohl ich dieser Logik nicht widersprechen kann, ist es eine Tatsache, dass niemand alle möglichen Kombinationen gleich gut beherrscht. So ist eigentlich keine objektive Bewertung von Fähigkeiten darzustellen.

In meiner Arbeit als Trainer, habe ich es vom Einsteiger bis hin zum Spitzenspieler zu tun. Meine Aufgabe besteht darin, Optionen zu präsentieren die nachvollziehbar sind.

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(Klicken für größeres Bild)

Auf der früheren „Scan-Tour“ machte ich als Auswahltrainer die Erfahrung, dass es keine gute Entscheidung ist, seinen Spielern im Wettkampf Entscheidungen abzunehmen. Zielführender ist es, sie zu einer Entscheidung hinzuführen (siehe rechtes Bild)

Sobald man Bowlern eine Reihe von Optionen präsentiert – wie z.B. mehr Inside, mehr Balltempo, mehr Loft oder Ballwechsel, sollte der Spieler*in in der Lage sein, selbst zu entscheiden, was für ihn am besten ist. Wenn man als Trainer seinen Job vorher richtig gemacht hat, ist der Spieler*in auch in der Lage, die für ihn richtige Option zu wählen, um etwa die Ballreaktion zu verbessern.

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(Klicken für größeres Bild)

Bei der Beherrschung des Bahnenspiels geht es um die Sicherheit, gewisse Dinge und Anpassungen gut zu verstehen und ausführen zu können. Wichtig ist, dass man sich diese Sicherheit erarbeitet, um im passendem Moment annähernd die richtige Entscheidung zu treffen. Dazu braucht es Trainingsplanung (siehe linkes Bild).

 Wenn jemand Einsteiger ist, hat derjenige wahrscheinlich eine kleinere „Trickkiste“ als ein Spitzenspieler. Wenn man also versucht, etwas zu tun, das man noch nie ausprobiert hat, nur weil ein besserer Bowler dies vorschlägt, ist es genauso wahrscheinlich, dass der Schuss nach hinten losgeht und es nicht funktioniert. Noch schlimmer kann es sein, dass man das vorher Gelernte komplett ruiniert, weil das Spiel eines Einsteigers – bis hin zum etwas fortgeschrittenen Bowlers - noch nicht so fest stabilisiert ist wie bei erfahrenen Bowlern.

Hat man allerdings bereits eine größere Sammlung von gefestigten Fähigkeiten, ist es wichtig, diese objektiv zu bewerten. Es gibt definitiv Situationen im Spiel, wo man gezwungen ist, eine dieser besondere Fähigkeit einzusetzen, in die man vielleicht noch nicht soviel Vertrauen hat. Dies sollte allerdings die letzte Option in einem Wettkampf sein.

Kennen Sie wirklich ihre Ausrüstung?

praxistipp2021 05 07 Bild8Wissen Sie, was jeder Ihrer Bälle macht? Nicht nur wie stark er hookt, sondern wie diese unterschiedlich reagieren und welche Hookform sie zeigen? Wie reagiert jeder einzelne Ball auf Veränderung der Oberfläche?

Sind Sie unsicher, fragen Sie den Trainer Ihres Vertrauens, den kompetenten ProShop Berater oder den BBU Lehrwart, sie werden Ihnen bei der Entscheidungsfindung helfen.

Wir kennen alle die Geschichte von Bowlern, die einen Ball aus der Bohrmaschine nehmen und 300 Pin erzielten. Tatsache ist, dass dies sehr seltene Ausnahmen sind, wenn es auf Anhieb um die Abstimmung zwischen Bowler*in, Ball und Bahnbeschaffenheit geht.

Bowler sollten mehr Zeit damit verbringen, auch die Stärken und Schwächen ihrer Ausrüstung zu lernen. Ebenso sollte man seine körperlichen Stärken und Schwächen einschätzen können. Manche Bälle reagieren gut auf der Bahn, aber die Form des Hook passt dann nicht, wenn man z.B. mehr Inside spielt. Noch wichtiger ist es zu Erkennen, wann ein Ball den Break beginnt und wann nicht.

Ich schlage vor, sich mit unseren Ballbeschreibungen auf www.bowlingpage.de zu informieren. Mit einer kostenfreien Registrierung bekommen Sie eine Menge kostenlose Information über mehr als 1450 Bowlingbälle aller Hersteller von „aktuell“ bis in die vorherigen Jahre. Damit können Sie ihren Ballbestand einordnen.

Wenn es möglich ist, verbringen Sie mehr Zeit auf frisch geölten Bahnen, eventuell nach einer vorherigen Liga oder beim „Open Bowl“. Es kommt darauf an, die unterschiedlichsten Konditionen auszuprobieren um möglichst viele Erkenntnisse zu sammeln.

Merken Sie sich eins:
Es gibt keine schlechten Bahnen, es gibt lediglich Konditionen die Sie nicht trainiert haben.

praxistipp2021 05 07 Bild9In einem Gespräch mit dem Profi „Mike Aulby“ (Bild rechts) bekam ich folgenden Rat:
Gehst du auf die Bahn und die kommt Dir in deiner Komfortzone total entgegen, wechsle die Zone, oder nimm deine Bälle und geh nach Hause, da kannst Du nichts lernen.

Training ist in der Regel eine Zeit, wo man hinzulernen sollte und in der man ungewohnte Konditionen vorfindet, die man versucht zu meistern. Das Ziel ist, ein oder zwei Bälle im Sortiment zu haben, die quasi immer laufen, zwar nicht speziell, aber im allgemeinem gut, also versuch Dich im Ungewohnten.

Überprüfen Sie ihre Sichtweite

Ich spreche nicht davon, einen Optiker aufzusuchen (obwohl dies bei einigen meiner Schüler nützlich wäre). Ich meine damit, zu lernen, auf die Hinweise des Pinfalls zu achten. Die Bahn ist mehr als 17 mal länger als breit, doch wenn ich meine Schüler dazu auffordere ein Papier zu falten um eine proportionale Form zu schaffen, kommen die meisten nicht annähernd auf das richtige Verhältnis.

Es ist eine Illusion wenn man denkt, dass der Ball lediglich die letzten 10 feet einen Haken schlägt. Eigentlich sollte dieser Titel heißen:„Vertrauen Sie ihren Augen“.

Zudem muss man erst lernen die Hinweise durch Ballreaktionen und Pinfall zu erkennen. Es ist unmöglich, mit schlechten Informationen gute Entscheidungen zu treffen und das ist der Punkt, mit dem die meisten Bowler in den Anfangs- und Zwischenstationen ihrer Entwicklung zu kämpfen haben. Selbst erfahrene Bowler können wichtige Hinweise, die ihnen die Bahn und der Pinfall gibt, übersehen. Doch die meisten Probleme haben sie mit den letzten beiden einfachen Schritten.

Vertrauen Sie auf ihr Gefühl

Die besten Bowler, die ich kenne – und das sind gewiss international konkurrenzfähige Spieler - auch aus den USA – treffen Entscheidungen unbewusst. Sie haben so viele Informationen über das Spiel auf der Bahn und die Reaktion ihrer Bälle verinnerlicht, dass oft als erste Anpassung nicht die 1:1 oder der 2:1 Linienwechsel in Frage kommt, sondern mal einfach nur die Handposition gewechselt wird. Es gibt eben mehr als eine Möglichkeit den Weg nach Rom zu finden.

Abgesehen davon ist für die meisten Bowler, die vielleicht keine Weltklasse-Fähigkeiten oder Tausende von Wettkampfstunden hinter sich haben, das Bauchgefühl immer noch eine große Hilfe. Doch Bauchgefühle sagen einem nur etwas, was man vorher schon erlebt hat.

An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass sich bei allem was Sie auf der Bahn machen, immer mehr „Gefühl“ entwickeln sollte. Bewegungsgefühl und Erkennungsqualität sind zwei unabdingbare Punkte die es zu erreichen gilt. Bewegung sollte mit der Zeit entstehen und nicht gemacht werden.

Erreichen Sie eine positive Einstellung

Ohne Frage ist der Hauptgrund, warum ein Wurf nicht gelingt - selbst wenn er sich gut anfühlt –, wenn man ohne Überzeugung auf die Bahn geht.

Wenn ein Bowler auf die Bahn geht um sich auszurichten, muss sein geistiger Film fertig sein. Man muss in der sogenannten „Pre Shot-Routine“ aus dem denkenden Verstand herauskommen. Doch viele Bowler*innen gehen - alles was jetzt passieren sollte - gedanklich noch einmal durch - und „das ist tödlich“.

Pre-Shot- Routine muss eben auch trainiert werden um jeden Ablauf ohne zusätzliche geistig-körperliche Einmischung ablaufen zu lassen. Wir nennen dies den“geistig-körperlichen Handlungsablauf“. In meinen Trainingsstunden ist dies ein mentaler Schwerpunkt. Sicherlich kann jeder Bowler*in von einem zusätzlichem Augenpaar (Trainer) profitieren, aber letztendlich ist man es immer noch selber, der die Entscheidung im Wettkampf treffen muss und das sind zwei Dinge:

  • Was kann ich tun?
  • Was wird mein Ball tun?

Hat man diese beiden Dinge nicht im Griff, wird die perfekte Einstellung zum Spiel nicht funktionieren. Es ist nicht hilfreich an Optionen zu denken die außerhalb Ihrer stabilen Fähigkeiten liegen.

Das Verstehen ihrer Fähigkeiten erfolgt in mehreren Schritten:

Der erste ist die Entwicklung der eigentlichen Fähigkeiten, der zweite ist die Bewertung der vorhandenen Fähigkeiten, um zu wissen, ob sie schon wettkampftauglich sind. Hat man genügend Fähigkeiten geht es darum, in welche hat man das meiste Vertrauen. Fertigkeiten sollte man erst dann im Wettkampf einsetzen, wenn sie ausreichend entwickelt sind.

 
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